Der Start eines aktuellen Chromiums oder dessen Code nutzender anderer Browser auf AMD Phenom II X6/4/3/2 ist nicht möglich, es kommt zu folgender Ausgabe:
The hardware on this system lacks support for the sse3 instruction set. The upstream chromium project no longer supports this configuration. For more information, please read and possibly provide input to their bug tracking system at http://crbug.com/1123353
CPUs haben Befehlssätze, denen Befehlssatzerweiterungen hinzugefügt worden sind. Die wohl bekannteste dürfte MMX sein (was man eben 1997 unter Multimedia verstanden hat), die damals dem Pentium 1 auch im Produktnamen erkennbar als z.B. Pentium 166 MMX beigegeben worden ist.
Fragt man heute unter Linux mit
$ lscpu
oder gefiltert
$ lscpu | grep Flags
ab, wird eine ziemliche Menge solcher Befehlssatzerweiterungen gelistet. So gibt es bspw. SSE-Flags in Versionen. Genannte Phenoms haben zwar die Erweiterungen SSE1, SSE2, SSE3 und SSE4a (typische Mogelpackung AMDs, es liegt nicht SSE4 zugrunde, sondern es ist SSE3 plus 4 zusätzlicher Befehle), aber das Flag sse3 wird nicht ausgegeben, sondern bei diesen CPUs dessen alternative Bezeichnung pni.
D.h., Software kann SSE3 nutzen, wenn es allerdings deren Vorhandensein über Flag sse3 abfragt, fehlt für diese eben SSE3.
Das Ganze erinnert mich an Pentium M Banias und Dothan FSB100, denen das PAE-Flag fehlt (Ubuntu ab 12.04 ist damals 2 Jahre lang nicht ohne Tricks installierbar gewesen, ich habe hier diesbzgl. mehrere Posts geschrieben gehabt). Eine der Möglichkeiten ist das Hinzufügen des Flags in /proc/cpuinfo gewesen (ich habe es damals anders gelöst, die PAE-Abfrage aus dem jeweiligen Paket umgebogen). Dies können sich Phenom-User auch heute zu Nutze machen.
“/proc/cpuinfo” kann nicht direkt geändert werden. Daher kopieren wir deren Inhalt in eine neue Datei und fügen das Flag “sse3” hinzu (Kleinschreibung). Diese binden wir dann entsprechend ein.
#!/bin/sh # 2022-09-05 $ sed 's/flags\t*:/& sse3/' /proc/cpuinfo > /tmp/cpuinfo_sse $ mount -o bind /tmp/cpuinfo_sse /proc/cpuinfo $ mount -o remount,ro,bind /proc/cpuinfo exit
Man kann diese 3 Befehlszeilen (entnommen aus fake-pae.conf im Paket fake-pae von Bernd Kreuss und entsprechend angepaßt) einzeln über c&p ausführen (mount jeweils mit root-Rechten), man kann sinnvollerweise das Ganze als z.B. “/usr/local/bin/sse3flag.sh” speichern, mit
$ sudo chmod +x /usr/local/bin/sse3flag.sh
ausführbar machen und mit root-Rechten aufrufen. Letzteres bietet sich im Autostart an.
Dazu erstellt man eine Service Unit “/etc/systemd/system/sse3flag.service” mit folgendem Inhalt:
[Unit] Description=add the SSE3 flag [Service] Type=simple ExecStart=/usr/local/bin/sse3flag.sh [Install] WantedBy=multi-user.target
Mit
$ systemctl enable --now sse3flag.service
wird der Service permanent aktiviert (übersteht also Reboots) und gleich gestartet. Eine erneute lscpu-Abfrage gibt nun auch “sse3” aus. Da ich eine richtige ]:-) CPU habe, habe ich zum Test spaßeshalber “sse6” ;-) gesetzt – funktioniert.