Möglicherweise denkt der Eine oder Andere, ich hätte einen uralten Bodhi-Linux-Blogpost ‘rausgekramt. Tatsächlich ist nach langem Siechtum und einem dortigem Fahnehochhalten-Artikel letzten Juni heute Bodhi Linux 5.1.0 released worden.
Symptomatisch: je weniger Manpower, desto mehr Versionen.
Bodhi Linux setzt bekanntlich auf Ubuntu Long Term Sleeping auf, hier also 18.04. Wenn dessen offizielle Flavors wie Lubuntu EoS erreicht haben, also in 1 Jahr, ist automatisch Schluß mit x86_32. Wozu dann jetzt noch eine solche Bodhi-Version?
Zumal man offensichtlich dafür einen eigenen Kernel anbietet, einen ohne PAE. Mit der Bootoption forcepae kann man bekanntlich seit über 6 Jahren auch die normalen Ubuntu-Kernel auf Pentium M booten – und um die ist es sehr lange Zeit noch gegangen und ganz sicher nicht um VIA-eSchrott.
Dann spleist man weiter auf in x86_64 Xenial-Urkernel und HWE-Kernel (als wenn man die nicht selbst wechseln könnte). Die Behauptung “The Standard release does not push kernel updates on the user.” ist dabei völliger Unsinn, klar gibt es Kernel-Updates, aber kein solches Kernel-Upgrade (auf HWE). Alles andere wäre auch ein Sicherheitsfiasko.
Zuguterletzt findet sich dann noch eine Version mit allerlei Paketen von Anwendungen (als wenn man die nicht bei Bedarf mit 1 apt-Zeile selbst installieren könnte).
Das Ende des Promotionvideos zeigt die angeblichen Minimum Requirements. Ja, vor Zeiten, so um 2013 herum, ist Bodhi Linux tatsächlich mal relativ genügsam gewesen. Ich habe es einige Male installiert und genutzt gehabt, hauptsächlich in VMs, im Host, sprich Hauptsystem, allerdings einige Jahre Lubuntu mit Enlightenment, vergleichbar. Das ist freilich schon ewig her (ich bin dann wieder zurück auf damals LXDE, schon weil e17 EoS gewesen ist), aber auch da ist eine Angabe 512 MiB Blödsinn gewesen, auch schon mit e17 (und mit e18 und e19 sowieso). 1.5…2 GiB haben es damals schon sein sollen und möglichst nicht die mieseste GPU (sowas wie VBoxVGA mit OpenGL in Software), um auch etwas sinnvolles damit anstellen zu können.
Jeff Hoogland ist mit den Enlightenment-Devs nicht konform gegangen und hat e17 als Moksha geforkt gehabt. Was bedeutet, alles allein stemmen zu müssen. Daß er nicht der Langzeitdurchhaltestärkste ist, ist wahrlich kein Geheimnis (und auch jetzt steht er längst nicht mehr in der ersten Reihe, mal wieder).
Wie auch immer, sieht man sich das Video an, glaubt man sich um 8 Jahre zurückversetzt. Wie auf der Website die gleiche farbliche Geschmackskatastrophe. Man könnte sagen, so gut wie alle (irgendwo ziehbaren) Themes haben diesen Kaugummi-Kindergarten-Touch (viele kommen von Russen, die mögen das wohl), aber Jeff selbst hat die Releases und die Site nie in was anderes getaucht gehabt. Ich habe damals zwei der extrem seltenen halbwegs seriös wirkenden Themes verwendet gehabt (eines für e17, eines für e18+ – das kommt ja noch dazu, die sind nicht kompatibel zwischen den EFL-Versionen).
Etwas positives hat Enlightenment für mich unterm Strich tatsächlich gebracht: die Mehrfachmöglichkeiten zum Start von Programmen (wie auch bei anderen DEs) habe ich für mich als völlig überzogen gesehen, aber über Rechtsklick irgendwo auf dem Desktop, wo man gerade ist, prima. Nun, das hätte man auch bei OpenBox ohne drübergelegtes LXDE oder modern LXQt. Am schnellsten geht’s eh mit Tastenkombi Terminal und dort ‘reingetippt. ;)
Zurück zu Bodhi Linux. Muß man sich’s heute noch antun? Wohl kaum.