Big Blue kauft Red Hat

…für 34 Milliarden USD, vorbehaltlich der Zustimmung der Red-Hat-Aktionäre.

Nun kochen natürlich die Spekulationen hoch, nicht wirklich, was das Ganze für den Großkonzern IBM bedeutet (man kann durch solche Ausgaben an anderer Stelle sparen), zumindest ist das für Linux-User weniger interessant, sondern für die mit großem Abstand führende Linux-Firma Red Hat und weiter für deren sehr hohes Linux-Engagement, von dem quasi jeder Linux-User mindestens indirekt profitiert.

Man erinnert sich da nur zu gut an Novells Kauf der damaligen Suse, ohne, daß Novell bis zum Wiederverkauf je etwas daraus gemacht hätte (außer sich Ewigkeiten mit den Untoten von SCO, eigentlich dem früheren Caldera, herumzuschlagen). Oder schlimmer, Oracles Übernahme ihres Konkurrenten Sun (Hardware eingestampft, OpenOffice krepieren lassen, Java dümpelt jahrelang vor sich hin…daß man VBox mitgekauft hat, ist wohl entfallen, glücklicherweise bei der Konkurrenz aus eigenem Haus – der mögliche Export in 6.0 beta in die Oracle Cloud läßt allerdings nichts gutes erahnen).

Aber man kann bei Negativbeispielen auch bei IBM bleiben, es müssen ja keine direkten Zukäufe sein. Ich sage nur über den Tisch ziehen lassen beim MS-DOS-Deal vom dazumals kleinen, unbedeutenden Microsoft (hervorragend dargestellt in Pirates of Silicon Valley), überhaupt Nichterkennen der Wichtigkeit und schleifen Lassen des OS, man denke an OS/2 (begonnen ursprünglich mit MS bis zum Krach und Abspaltung als Windows NT). Das ist zwar Ewigkeiten her, dieses Credo ist aber für einen schwerfälligen Giganten aus dem vorigen Jahrhundert trotzdem schwer loszuwerden, Supercomputer und Power-CPUs her oder hin.

IBM setzt nicht nur das hauseigene Unix AIX ein, sondern eben auch RHEL. Von daher kommt diese Aquisition nicht gänzlich aus heiterem Himmel. Freilich brauchte man die Firma deshalb auch nicht unbedingt kaufen. Aber vielleicht ist man ja nur einem Anderen zuvorgekommen. Der, wenn nicht Oracle und trotz Azure, kauft dann vielleicht Canonical, das sich da gewissermaßen seit längerem anbiedert und auch eine Cloud-Lösung anpreist, teils auf eher widerliche Art.

Zum Börsenschluß am Freitag, also vor Bekanntgabe des Deals, hat die RH-Aktie leicht im Minus gestanden. Wir werden sehen, wie es am Montag Morgen losgeht.

2018-10-30: Ich habe gestern den gesamten Tag mal den Kurs beobachtet. Nach einem fulminanten Start um knapp 50% nach 3 min, einem Absturz um (aus der Erinnerung) ~8 EUR nach einer halben Stunde (da haben sich die Broker wohl ausgetobt gehabt) und einem leichten Abflachen bis zum Börsenschluß hat die Aktie mit 149,57 EUR geendet – gegenüber dem Schluß des Vorbörsentages von etwas über 103 EUR.

Wer also am Freitag vorab den “Crop-Report” wie Dan Aykroyd und Eddie Murphy gelesen hat, hätte jetzt auch auf eigener Yacht in der Karibik sitzen können. ;-)

Btw., passend zu der Übernahme-Story ist heute Fedora 29 released worden. “Choose Freedom. Choose Fedora.” :-D