Bodhi Linux ohne Maintainer

Wer Bodhi Linux seit langem beobachtet, ist nicht wirklich überrascht. Jeff Hoogland gibt sein Projekt auf.

[Thoughts on Technology] Stepping Down from Bodhi Linux Lead

Besonders bekannt geworden ist Bodhi Linux, das auf Ubuntu basiert, jedoch statt des fetten Unitys das ressourcenschonende Enlightenment als Standard- und einzige Desktop-Umgebung sehr gut integriert hat und zusätzliche aktuellere Paketversionen als die teils veralteten in den Ubuntu-Repositories mitbringt, durch seinen ARM-Port. Ausgerechnet der ist vor anderthalb Jahren aus heiterem Himmel eingestellt worden. Wer sich damals ein Samsung-Chromebook gekauft hat, bauend auf Bodhi Linux und dessen Zukunft auf ARM, hat damit schon eine höchst unschöne Überraschung erlebt – und das, obwohl Jeff selbst ein solches Chromebook besitzt oder besessen hat. Begründung: Zeitmangel und ungenügende Abrufzahlen. Letzteres bezweifle ich, da der Counter nicht wirklich funktioniert.

Dennoch ist Bodhi Linux weiter interessant gewesen, vor allem auch die non-PAE-Version für Centrino-Notebooks mit Pentium M Banias und Dothan FSB 400 und deren Celeron-M-Abkömmlinge, die ohne Anpassungen in der langen Durstrecke bis zur Bootoption forcepae in Trusty installierbar gewesen ist.

Anfang 2014 ist Jeff noch voller Pläne und, wie man sieht, Träume gewesen, 3.0.0 mit dem Unterbau Trusty zeitnah nach dessen Release bringen zu können. Per eMail hat er mir noch im Januar geantwortet, ein eigener non-PAE-Kernel sei wahrscheinlich, auf jeden Fall wolle er diese CPUs weiter unterstützen.

Zudem hat er sich ein neues Spielzeug gekauft gehabt, ein Acer Chromebook C720. Dieses ist recht beliebt, um über crouton oder ChrUbuntu ein vollwertiges Linux zu installieren. Er selbst hat voller Euphorie eine Spezialversion von Bodhi Linux für das C720, das für ihn persönlich das vormals genutzte Samsung-Chromebook mit Exynos-CPU abgelöst hat, herausgebracht.

Irgendwann im Mai hat er das Release auf 2014-08-02 verschoben. Erschienen ist dagegen rc1 mit zweimonatiger Verspätung nach Verschieben am 2014-08-09. Das ist nach wie vor der Stand und wird es bleiben.

Nachfragen sind, wenn überhaupt, lapidar mit “when it’s done” beantwortet worden und daß man angeblich auf Zuarbeiten warte. Nun kann man sagen, gut, ist ein privates Hobby-Projekt. Nur ganz so privat ist es eben nicht gewesen. Man hat zu Spenden aufgerufen, die durchaus geflossen sind, seine Frau ist für Merchandising zuständig gewesen.

Wer sein privates Leben verfolgt hat (22 Jahre, Heirat 2013, erstes Kind 2014) und selbst Lebenserfahrung besitzt, hat sich da schon etwas ausmahlen können…und ist bestätigt worden. Ein unschönes Ende, auch wenn er zusichert, die Pakete wären noch bis Ende April 2015 ziehbar. Wow! Von Updates, wenigstens die Sicherheit betreffend, ist aber ganz und gar keine Rede. Seine Support-Versprechen (solange wie jeweilige Ubuntu LTS) sind auf gut Deutsch absolut nichts wert. Nein, Schluß, aus, falls sich niemand findet, der die Sache weiterführt.

Meine aktiven Empfehlungen im bekannten Linux-Forum habe ich vorahnend schon vor längerer Zeit weitgehend eingestellt. Wer Bodhi Linux 2.4.0 oder 3.0.0 dev installiert hat, sollte sich nun relativ schnell eine andere Distribution suchen. Auf e17 braucht man deshalb natürlich nicht verzichten. Lubuntu 14.04.1 oder Ubuntu netboot mit jeweils nachinstalliertem e17 sind die bessere Lösung. Wer Rolling-Release-Distributionen bevorzugt, wird in siduction mit e17 bestens fündig. Dort gibt es auch weiterhin non-PAE-Kernels.

Ich selbst fahre ohnehin sowohl LTrusty mit e17 als auch siduction mit e17. Die Bodhi-Linux-VM mit e17 und e18 ist eine gute Grundlage für Tests gewesen, habe sie jedoch eh in Bälde löschen wollen.